tanztheater macasju

 

                                                                            SONNO DI SE










© tim juckenack


Kalkzerfressene Kacheln und ein versiffter Boden in einem fensterlosen Raum bilden die Kulisse einer kurzen Geschichte über Nähe und Freiheit, die nicht gemeinsam gelebt werden können. Zarte Bilder von Schutz und Vertrautheit werden gegen ein bedrohliches Gefühl der Fremdbestimmtheit eingetauscht.


Hintergrund – Kalkzerfressene Kacheln und ein versiffter Boden in einem fensterlosen Raum bilden die Kulisse einer kurzen Geschichte über Nähe und Freiheit, die nicht gemeinsam gelebt werden können. Choreographie – Zwei Körper finden sich, schmiegen sich unsicher, jedoch behutsam und voller Empathie aneinander vorbei bis einer von ihnen den Ort verlässt. Dies erweckt eine Gruppe von Frauenautomaten, die durch ihre klinisch weißen Kittel und die vom Körper abgekoppelten Kopfbewegungen die zarten Bilder von Schutz und Vertrautheit verdrängen und in ein bedrohliches Gefühl der Fremdbestimmung eintauschen. Erst nachdem jeder Ausgang versperrt ist, kommen die maschinenrhythmisch harten und zombiegleichen Bewegungen zum Stillstand…bis zum nächsten Befehl. Technische Realisierung – Die Stop-Motion-Technik kennt man aus dem Animationsfilm. Mit Hilfe von aufeinander folgenden Einzelfotografien werden unbelebte Figuren belebt. Sie scheinen sich zu bewegen, erforschen den Raum und interagieren. Die Protagonisten von SONNO DI SE sind jedoch bereits lebendig und bedürften eigentlich keiner weiteren Animation. Die Nutzung der Stop-Motion-Technik führt so zu einer doppelten Illusion: per se lebendigen Wesen wird die Fähigkeit zur Bewegung abgesprochen und durch die Stop-Motion-Technik ersetzt. Gleichzeitig führt erst diese Technik dazu, die Protagonisten als artifiziell wahrzunehmen. Die Bewegungslinien der Figuren werden ruckartig und ihr schnelles Atemtempo ähnelt dem eines kleinen Vogel, so dass die Differenz zwischen der real abgelaufenen und der abgelichteten Welt verstärkt wird. Diese optische Irritation - das Übertragen einzelner Bilder in eine narrative Bildfolge - ermöglicht das Verlassen der normalen Sehgewohnheiten, das Erkennen des Besonderen.


Regie/ Technische Realisation:Tim Juckenack

Regie/ Choreographie:  Simone Neumann-Salva

     

Tanz:  Christiane Athmer/ Charis Nass/ Sylvia Neumann/ Simone Neumann-Salva/ Dominika Nowak/ Aleksandra Tomič, (tanztheater macasju)


Technische Daten: Stop-Motion Animationsfilm/ 5:18 min/ PAL/ DVD mit 4:3 und 16:9/ Farbe/

Ton: nur Musik, keine Sprache

Premiere: 26. 11.06, Blicke aus dem Ruhrgebiet, Bochum

Filme














Das tanztheater macasju wurde für Photosynthese mit einem Förderpreis der SK-Stiftung Köln, der Kunststiftung NRW und der Kunsthochschule für Medien Köln ausgezeichnet und für den 4. Deutschen Videotanzpreis 2003/2004 nominiert. Kunst umfasst alles vom Menschen Geschaffene. Dem gegenüber steht die vom Menschen unveränderte Natur. Für alle künstlichen Dinge aber gilt, dass sie um so vollkommener sind, je mehr sie dem Natürlichen ähnlich sind. Die Bewegungen der Tänzer sind künstlich, aber kunstvoll sind sie nur wenn sie nicht künstlich, sondern natürlich wirken.

Photosynthese ist die Umwandlung von Licht in chemische Energie und verbildlicht im Projekt das ununterbrochene Atmen und Leben der Flora. In der floralen Umwelt gibt es keinen Stillstand, sondern permanenten Stoffwechsel und unendliche Bewegung.

Auftrumpfende Sinnlichkeit versus in Beton gegossene menschliche Norm!

Die Gegensatzpaare zeigen sich auf verschiedenen Ebenen. Die Grenzen jedoch zwischen natürlichen und künstlichen Prozessen verschwimmen.


Das jeweilige Setting unterstützt das Spiel mit der inszenierten Künstlichkeit. So werden Räume wie die U-Bahn oder ein Schwimmbecken, die dem Betrachter aus dem Alltag bekannt sind, durch Licht und Kameraeinstellung in hyperreale Kunstwelten verwandelt, aus denen nur noch die Flucht erstrebenswert scheint. Stellvertretend für den Betrachter entfliehen die Protagonisten in den Wunschtraum einer stets gesunden, realen Natur. Doch die verheißungsvolle Flucht endet in einer sakral überhöhten "Nahtod"–Darstellung: Positiv kann dies als Raum für Hoffnung, negativ jedoch als Zeichen für Ausweglosigkeit gedeutet werden. Das gleißende Licht am Ende bleibt unbedingter Treibstoff der Photosynthese und gleichzeitig Grundvoraussetzung der Kameraufnahme.

Bewusst greift "Photosynthese" auf die Bilderwelt des industriellen Ruhrgebiets zurück, das seinen Bewohnern auf unversöhnlich menschenfeindliche Weise keine Flucht in die ersehnte Individualität und Freiheit ermöglicht. Ironisch wird mit der Zerpflückung des Genoms experimentiert, der bis vor wenigen Jahren als graphisches Sinn- und Schaubild des Lebens stand und gemeinhin das Symbol der menschlichen Hybris gilt.

In "Photosynthese" erschafft der Mensch mit Hilfe einer angstbesetzten, künstlichen Technik seinen eigenen Traum von natürlicher Lebendigkeit. Die symbiotische Wirkung von Kunst und Natur wird dabei - gleich der Photosynthese - durch kameratechnische Überführung des Lichts auf Digitalvideoband sichtlich erkennbar.


23.01.04 Premiere Tanzmedial: Köln

13.-19.06.04 Festival der Nationen Ebensee (Österreich)

24.-27.08.04 Dance and Media Japan 2004 Tokyo (Japan)

07.-11.10.04 Backup Filmfestival Weimar

14.-20.10.04 FIVU 2004 Montevideo (Uruguay)

22.-24.05.04 14. internationales Videofestival Bochum

03.-10.03.04 TTV Festival Riccione (Italien)

10.-12.05.04 Napolidanza Neapel (Italien)

07.-10.10.04 ABGEDREHT. Kurzfilmfestival Sulzbach Rosenberg

4.-7.11.04 21.Video/Filmtage Thüringen Rheinland- Pfalz Gera

11.-14.11.04 Videology Volgograd (Russland)

15.-20.12.04 Styks Festival Moskau Moskau (Russland)

16.-18.09.05 Filmlichter Detmold

Photosynthese


    










© tim juckenack


Mit aspettame wird die Zeit spürbar. Im eindringlichen Rhythmus des Wartens wird das Ich auf sich selbst zurückgeworfen. Ohne greifbare Ablenkung flüchtet aspettame in die sehnsüchtige Illusion einer Kommunikation. An der Selbstreflexion zersplittert das Ich in seine verschiedenen Facetten, die der dinglichen Welt entgleiten.


Choreographie/Tanz: Simone Neumann- Salva

Regie/ Technische Realisation:Tim Juckenack


14.02.06 :Premiere 16. Internationales Videofestival Bochum

18.06.06 Festival der Nationen Ebensee

08.06 Kanal 8, Wien

 

aspettame


© tim juckenack


Das Licht blitzt durch die sich gegeneinander verschiebenden Figuren. Wie durch einen imaginären Wald schieben, wandeln und tasten sich die Tänzerinnen vorwärts, unerkannten Hindernissen ausweichend, kontinuierlich auf ein unsichtbares Ziel hin. Die Tänzerinnen bleiben in sich versunken. Innere Ängste zeigen sich in rastlosen, automatischen Bewegungen, die sich nur in raren Augenblicken in den Gesichtern widerspiegeln. Alles ist Gedanke. Wege kreuzen sich, aber es findet kein Kontakt statt – weder unter den Tänzerinnen, noch mit dem Betrachter. Getragen von einer zarten und zersplitterten Musik treiben die Tänzerinnen in einem lichtdurchfluteten, grenzenlosen Raum. Die Möglichkeit der endlosen Wiederholung schwebt im Raum.


Von allem Überflüssigen befreit offenbart sich aus fragmentarischen Bewegungen eine komplexe Choreographie, in der geschickt die zittrigen Bewegungen der Stop Motion Technik eingewoben werden. Durch zurückhaltende Schnitte geführt, nähert sich der Betrachter unbemerkt den Darstellern, ohne jedoch ihr Geheimnis aufzudecken.


Choreographie: Simone Neumann- Salva

Regie/ Technische Realisation: Tim Juckenack

Tanz: Christiane Athmer/ Charis Nass/ Simone Neumann-Salva/ Dominika Nowak/ Mia Sellmann/ Anika Prinz (tanztheater macasju)


Gerne senden wir Ihnen auf Anfrage den Film auf DVD.

 

WALD